Gedenkstätte Landau

Gedenkstätte Landau

Im Jahr 2001 wurde neben dem Eingang des Frank-Loebsche-Haus eine Gedenktafel für im Nationalsozialismus deportierten Sinti und Roma angebracht.

Kaufhausgasse

  • Lage

    Kaufhausgasse 9
    76829 Landau

  • Einweihung

    15.Mai 2001

Beschreibung: Die Gedenktafel befindet sich rechts neben dem Eingang des Frank-Loebsche-Hauses, in der Kaufhausgasse in Landau in der Pfalz. Die Tafel ist aus Bronze, ist 60*36cm groß und trägt folgende Inschrift: „Wider das Vergessen. Zum Gedenken an die während des Nationalsozialismus deportierten Sinti, die unter uns lebten. Männer, Frauen und Kinder – im Nationalsozialismus wurden sie in die Konzentrationslager deportiert und ermordet.“

NS-Geschichte Landaus: Die Pfälzer Sinti und Roma wurden bereits 1938 durch die „Rassenhygienische Forschungsstelle“ erfasst, um sie mit pseudowissenschaftlichen Methoden hinsichtlich ihrer „Rasse“ zu klassifizieren. Die Pfälzer Sinti und Roma waren mit die ersten, die diese menschenunwürdigen Versuche über sich ergehen lassen mussten. Eine Zeitzeugin aus Landau sagte hierzu: „Uns wurde Blut abgenommen, die Haut- und Haarfarbe festgestellt und alles wurde notiert. Wir fragten, warum dies alles geschehe, bekamen jedoch keine genaue Auskunft und unsere Einwände wurden nicht beachtet.“

Während vorher hauptsächlich Einzelpersonen betroffen waren, wurden im Mai 1940 erstmals ganze Familien durch die Nationalsozialisten deportiert. Hiervon waren auch die Sinti und Roma aus Landau betroffen. Diese wurden am 16.Mai von der Polizei festgenommen und zum Bahnhof gebracht, von wo aus sie mit anderen Bürger*innen aus der Region in das Sammellager Hohenasperg verschleppt wurden. Dort mussten sie erneut erniedrigende „Untersuchungen“ und Klassifizierungen über sich ergehen lassen. Vom 22. bis 25.Mai 1940 folgte schließlich die Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager im besetzten Polen. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Landauer Sinti und Roma dort ermordet wurden.

Entstehungsgeschichte: Die Initiative für die Anbringung einer Gedenktafel in Landau ging vom dort ansässigen Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz aus. Dessen Vorsitzender Jacques Delfeld wandte sich 1997 an den damaligen Oberbürgermeister Dr. Christof Wolff mit der Bitte, eine sichtbares Gedenkzeichen für die im Nationalsozialismus deportierten Sinti und Roma anzubringen. Anfangs bestanden Unstimmigkeiten über die Wahl des Standortes. Während die Stadt u.a. eine Nische an der Nordseite der Katharinenkapelle vorschlug, bevorzugten der Landesverband und die Überlebenden einen zentraleren Standort. Schließlich konnte sich im März 2000 auf die Anbringung einer Gedenktafel rechts neben dem Eingangsportal des Frank-Loebschen-Haus in Landau, welches das Geburtshaus des Urgroßvaters von Anne Frank war und im Nationalsozialismus als Sammelplatz für die Deportation der jüdischen Bevölkerung diente. Das Haus spielte außerdem eine wichtige Rolle in der Gedenkarbeit, da im Jahr 1992 die erste Ausstellung überhaupt zur Geschichte und Verfolgung der Sinti und Roma eröffnet wurde. Mithilfe finanzieller Unterstützung der Sparkasse Südliche Weinstraße wurde das Denkmal schließlich am 15.Mai 2001, 61 Jahre nach der Deportation der pfälzischen Sinti und Roma, eingeweiht. Die Bronzetafel wurde von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn (Hessen) angefertigt.